Diese beiden Texte wurden von Herrn Prof. Josef Hesselbach verfasst:
In der Anfangszeit der Schlossherren von Speßhardt gab es in Unsleben nur zwei bis drei Judenfamilien. Im Lauf des 17. Jahrhunderts und bis zur Übernahme des Schlosses durch die Familie der von Habermann in 1749 war die Zahl der jüdischen Familien auf 26 angewachsen. Wie auch in anderen Dörfern, konnten die Adeligen durch die Inschutznahme von Juden ihre Einnahmen steigern - durch Schutzgelder, Mieteinnahmen und vielerlei Abgaben. Unter den von Habermann ist die Zahl der jüdischen Familien von 1749 bis 1817 auf nahezu 40 angestiegen. Die Einnahme von Judengeldern machten rund 25% des gesamten Schlosshaushaltes aus.
Mit der Übernahme des ehemaligen Fürstbistums durch die Bayern kamen die Juden auch in den Genuss des Bayerischen Judenediktes von 1813, das den bis dahin nahezu Rechtlosen beschränkte Bürgerrechte gewährte und die Schutzherrschaft überflüssig machte. Von da an wurden die Juden zusehends wohlhabender, was zunächst noch mehr Reibungsfläche mit den christlichen Einwohnern brachte.
Christen und Juden hatten etwa gleich viele Kinder, nämlich sieben bis acht und mehr. Die Kindersterblichkeit bei den Juden war jedoch wesentlich geringer als bei den Christen, eine Folge des unterschiedlichen Wohlstandes. Der Anteil der Judenfamilien wuchs daher noch weiter bis auf 60 um das Jahr 1860, als die Juden mehr als 25% der Einwohnerschaft Unslebens ausmachten.
Die Synagoge war in einem primitiven Gebäude im Hof des Anwesens Streugasse 17 untergebracht. Die Juden kauften daher bereits 1837 eine der Zehntscheunen in der Kemmete und bauten 1856/57 nach Abbruch der Zehntscheune dort ihre Synagoge von Grund auf neu.
Bis dahin mussten die Juden, wie fast alle Juden des heutigen Rhön-Grabfeld-Kreises, ihre Toten auf dem Judenhügel in Kleinbardorf beerdigen. Dies bedeutete jedes Mal ein für die damaligen Verkehrsverhältnisse beschwerliches Unternehmen, zumal mindestens zehn Männer bei jeder Beerdigung dabei sein mussten. Es wurden daher um diese Zeit in vielen Orten, so auch in Unsleben, eigene Friedhöfe durch die Juden angelegt. Im Gegensatz zu den christlichen Friedhöfen waren sie aus verschiedenen Gründen (billiger Landerwerb, aus dem Blickfeld der Christen, Totenruhe) möglichst weit vom Ort entfernt.
Im Unslebener Friedhof wurden von 1857 bis 1940 225 Juden beerdigt; fast alle Gräber sind bis heute erhalten. Leider ist eine gewisse Anzahl der Gräber anonym, weil durch den Vandalismus in der Nazizeit ein Teil der Grabtafeln zerstört wurde, und in der Nachkriegszeit bei weitem nicht alle wieder ersetzt wurden.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann auch bei den Juden die Abwanderung aus den Dörfern in die Städte, aber auch nach Amerika, weil dort bessere Entfaltungsmöglichkeiten für die überwiegend geschäftlich orientierten Juden bestanden.
Mit der Gründung des ersten Deutschen Reiches 1871 erhielten sie die vollen Rechte als Staatsbürger. Lediglich das Richteramt und die Offizierslaufbahn waren ihnen noch verschlossen. Sie begannen auch unter Beibehaltung ihrer Religion sich mehr und mehr in die dörfliche Gemeinschaft zu integrieren. Sie wurden Mitglieder der örtlichen Vereine, meist auch in der Vorstandschaft als Schriftführer oder Kassier. In einem Dorf wie Unsleben vermieden sie es, Mischehen mit Christen einzugehen, und waren in ihrem Glauben sehr orthodox. Das verhinderte auch hier die völlige Assimilation in der Dorfgemeinschaft.
1932 gab es in Unsleben noch 31 Judenhäuser und 47 Haushalte. Bis 1939 konnten die meisten auswandern. Alleinstehende ältere Juden wurden aber anfangs der vierziger Jahre in Altersheimen in Würzburg untergebracht; sie wurden im September 1942 nach Theresienstadt deportiert und dort getötet. Die in Unsleben verbliebenen Familien und rüstigen Älteren wurden im April 1942 über Würzburg nach Izbica deportiert und sind dort umgekommen. Die Gemeinde hat den Opfern des Holocaust in der Schlossgasse nahe ihrer Synagoge ein Denkmal gegen das Vergessen errichtet.
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Es ist belegt, dass Juden bereits um 300 n. Chr. im heutigen Deutschland ansässig waren. Sie waren Einwanderer wie viele andere deutsche Stämme, die zu dieser Zeit umherzogen. Später, als sich Staaten zu bilden begannen, wurden sie als Fremde ohne Bürgerrechte betrachtet. Sie durften weder Land besitzen noch ein Handwerk ausüben, das von den Zünften kontrolliert wurde. Mit anderen Worten: Jede Konkurrenz in den traditionellen Berufen sollte vermieden werden.
In unserem Gebiet, dem heutigen Unterfranken, war der katholische Bischof auch der politische Herrscher, der Fürstbischof. Ab dem 13. Jahrhundert kam es in größeren Städten zu Pogromen, so auch in Würzburg, der Hauptstadt von Unterfranken. Und 1560 beschloss der Fürstbischof, dass alle Juden das Gebiet zu verlassen hätten, mit Ausnahme einer bestimmten Klasse wohlhabenderer Juden, die er als Geldverleiher und Geschäftsleute vor allem im Warenhandel brauchte. Zu dieser Zeit war es Christen verboten, Zinsen für das Verleihen von Geld zu nehmen, und wer würde dies ohne Zinsen tun? Diese Juden der Oberschicht erhielten Schutz entweder vom Bischof oder von einem Kloster oder einer anderen halbselbständigen Einrichtung.
Das Verlassen des Gebietes bedeutete jedoch nicht, dass die Juden die Außengrenze Unterfrankens überschreiten mussten, denn es war ein Flickenteppich mit vielen kleinen Ländereien von Adligen, die nicht vom Bischof abhängig waren, sondern direkt dem Kaiser unterstanden. Ein solcher Landadliger hatte sein Gut in Unsleben und damit das vom Kaiser gewährte Privileg, Juden unter seinen Schutz zu nehmen. Das erfolgte natürlich nicht ohne Gegenleistung, so dass im 18. Jahrhundert die verschiedenen Abgaben von etwa 30 jüdischen Familien in Unsleben etwa 25 % des Budgets des Adligen ausmachten.
In Unsleben wurden die jüdischen Einwohner erstmals 1545 im Zusammenhang mit einer Sonderabgabe zur Finanzierung des Krieges gegen die Türken erwähnt. Jede einzelne Familie wurde mit ihrem Vermögen und ihrem Beitrag aufgeführt. Nur die Juden wurden kollektiv genannt; ihr Vermögen und ihr Beitrag entsprachen dem der ärmsten Familie in Unsleben. Daher können wir davon ausgehen, dass die jüdische Bevölkerung zu dieser Zeit aus nicht mehr als ein oder zwei armen Familien bestand.
Bei einer ähnlichen Gelegenheit 150 Jahre später wurden immer noch nur zwei Familien aufgeführt. Doch von da an kam es zu einem raschen Anstieg. Als das Schloss von der Familie Spessarth an eine andere Adelsfamilie, die "von Habermann", verkauft wurde, standen bereits 26 jüdische Familien unter dem Schutz des Schlossbesitzers. Die Zahl der Familien wuchs weiter an. Im Jahr 1810 waren es 38 Familien, die unter dem Schutz der Familie Habermann standen. Zur gleichen Zeit lebten etwa 140 christliche Familien in Unsleben.
Bis etwa 1830 war Unsleben eine abgeschlossene Stadt. Sie besaß eine Kreuzung mit Türmen und Toren an jedem Eingang. Scheunen, die von Turm zu Turm aneinander gebaut wurden, ersetzten eine Mauer um die Stadt. Infolgedessen war die Zahl der Häuser innerhalb der Stadt begrenzt. Nur hier und da wurden ein paar kleine Häuser in den Gärten zwischen zwei Häusern gebaut.
Ursprünglich lebten alle Juden im Hof der Burg, in einigen wenigen Häusern, die die Burg umgaben und ursprünglich christlichen Vasallen des Adligen gehörten. Nach und nach wurden sie verdrängt und Juden mieteten oder kauften später die Häuser. Wir wissen, dass bis zu fünf Familien in einem Haus lebten, das heute ein Einfamilienhaus ist, und auch die Zahl der Kinder war höher als heute. Infolgedessen war die Konkurrenz um Häuser in der damaligen Zeit ein Ärgernis und Ursache von Spannungen zwischen Christen und Juden. Daher mussten die Juden nicht nur ihre Beiträge an den Adeligen zahlen, sondern der katholische Pfarrer der Stadt verlangte von ihnen auch ein Neujahrsgeschenk. Er argumentierte, dass, da die Juden ehemalige christliche Häuser besetzten, christliche junge Männer, die eine Familie gründen wollten, die Stadt verlassen mussten, weil sie hier keine Wohnung finden konnten, was eine Voraussetzung für Heirat und Staatsbürgerschaft war. Eine abnehmende Zahl christlicher Familien bedeutete aber auch einen Verlust für den Pfarrer, einen Verlust an Einnahmen für Dienstleistungen bei Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen usw.
Die Französische Revolution im späten 18. Jahrhundert mit ihrem Motto "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" war der Ausgangspunkt für große Veränderungen auch in den deutschen Staaten. Für das Herzogtum Franken war vor allem die Entmachtung des Fürstbischofs 1803 und die Angliederung Unterfrankens an Bayern im Jahr 1816 von Bedeutung. In Bayern brachte das sogenannte "Judenedikt" von 1813 gewisse Rechte für Juden. Der unabhängige Status von Adeligen wurde nicht mehr anerkannt. Außerdem mussten die Juden feste Nachnamen annehmen. Zuvor wurde der Name des Vaters an den Vornamen des Kindes angehängt (das erstgeborene männliche Kind erhielt den Vornamen des Großvaters).
In Unsleben wurden 1817 folgende Familiennamen von den Juden angenommen:
Apfel, Bach, Baum, Bein, Brandus, Dinkel, Donnerstag, Engel, Friedberg, Gärtner, Gottgetreu, Hopfermann, Kalb, Kuhl, Lamm, Langer, Liebenthal, Lilienfeld, Lustig, Mittel, Mutter, Rosenberg, Thormann, Tuch, Wollmann
Die fett markierten Namen waren auch noch 1932 in Unsleben bekannt. Darüber hinaus gab es 1932 folgende jüdische Familien in Unsleben:
Blumenthal, Brandis, Goldschmidt, Kälbermann, Krämer, Moritz, Naumann, Rose, Rosenbaum, Stern, Strauß, Wantuch
Das Judenedikt gewährte den Juden mehr Rechte als zuvor, aber sie waren Bürger zweiter Klasse und mussten nun auch Steuern an den Staat zahlen. Vor 1816 waren die Juden im Allgemeinen sehr arm. Aber offensichtlich trauten sie ihrem neuen Status nicht, denn sie hielten ihre Zugehörigkeit und ihre Beiträge zum Schloss aufrecht. Nur sehr wenige hörten auf, ihre gewohnten Gebühren zu entrichten.
Um 1830 hatten sich die Dinge schließlich geklärt und die Juden wurden nicht mehr doppelt veranlagt. Von nun an mussten die Juden ihr Vermögen als Besteuerungsgrundlage bei der Gemeinde und dem Staat anmelden. Zunächst beklagte sich der Bürgermeister von Unsleben, dass die Juden ihre Besteuerungsgrundlage nur sehr zögerlich vorlegten, und wenn sie es taten, erschienen sie als sehr arm; aber wenn sie das Bürgerrecht beantragten und die Mindestanforderungen erfüllen mussten, dann waren sie nicht mehr bedürftig. 1832 aber konnte er berichten, dass er alle Unterlagen vollständig hatte.
Was die von den Juden ausgeübten Berufe anbelangt, so sah die Berufsstruktur 1833 wie folgt aus: 1 Großhändler, 14 Handwerker, 3 Bauern und 24 Hausierer.
Eine der immer noch geltenden Beschränkungen war, dass die Zahl der jüdischen Familien nicht erhöht werden durfte. Aber es gab Ausnahmen. Aus den Bevölkerungszahlen lässt sich schließen, dass viele heiratsfähige Männer und Frauen in den Familien "geparkt" gewesen sein müssen. Dies führte auch zum Beginn der Auswanderung.
Einer der ersten, die das Land verließen, war Simson Thormann, der sich in Cleveland/Ohio, damals halb so groß wie Unsleben, niederließ und als Trapper und Pelzhändler zu arbeiten begann. Schweren Herzens hatte er seine Freundin in Unsleben zurückgelassen. Doch durch seine Kontakte zu seiner Heimatstadt initiierte er die Bildung einer Gruppe von 20 Personen, die 1839 unter der Leitung von Moses Alsbacher auswanderten - darunter auch seine Freundin. Die meisten von ihnen ließen sich in Cleveland nieder und gründeten dort eine jüdische Gemeinde.
Als die Gruppe Unsleben für immer verließ, gab ihnen der Lehrer Lazarus Kohn ein Dokument mit den Namen aller jüdischen Familien und ihrer Mitglieder als Abschiedsbotschaft mit auf den Weg. In diesem Brief riet er ihnen eindrücklich, ihren Glauben in der Neuen Welt zu bewahren. Heute befindet sich in Cleveland das Maltz Museum of Jewish Heritage, in dem dieser Beginn der jüdischen Ansiedlung dokumentiert ist.
1837 fühlte sich die jüdische Gemeinde in Unsleben stark genug, ihre Situation durch den Bau einer neuen Synagoge und Schule zu verbessern. Die alte Synagoge war ein ehemaliges Bauernhaus und war sehr baufällig, und es gab kein zusätzliches Schulgebäude. Früher gingen die Lehrer in die Häuser der Kinder, um sie zu unterrichten. Nun kaufte man vom Staat eine Getreidescheune, in der die Bauern früher ihre Steuern in Naturalien abliefern mussten, was nun nicht mehr der Fall war, da die Naturalien durch Steuergeld ersetzt wurden. Sie hatten die Absicht, ein Stockwerk für die Synagoge und das obere Stockwerk für die Schule zu nutzen. Doch als sie 1850 - nach 20 Jahren, in denen sie die Mittel zur Verwirklichung ihres Projekts angesammelt hatten - die Architekten konsultierten, waren diese mit ihrem Plan nicht einverstanden.
So wurde 1853 eine Schule an einem anderen Ort eingerichtet, und 1855 wurde das ursprüngliche Gebäude auf Abbruch verkauft und eine neue Schule am Rande des Dorfes errichtet. Die Synagoge wurde an der Stelle der ehemaligen Staatsscheune neben der zweiten Getreidescheune geplant und gebaut, die anschließend zum Getreidespeicher der jüdischen Firma "Gebrüder Gärtner" wurde und später den Gebrüdern Naumann gehörte, bis sie sie in den 1930er Jahren verkaufen mussten. Die Kosten für die neue Synagoge beliefen sich auf 2500 Gulden. Der Wochenlohn eines Arbeiters betrug zu dieser Zeit 1 Gulden.
1856 konnte die jüdische Gemeinde ein Friedhofsgelände einen Kilometer östlich von Unsleben am Hang eines Hügels kaufen, ein schöner, ruhiger Ort. Die erste Beerdigung dort fand 1856 statt, und bis 1942 folgten 229 Beerdigungen. Heute gibt es noch 216 Grabsteine, von denen allerdings 66 anonym sind, weil die Inschriftentafeln während der Nazizeit zerstört wurden.
All diese Projekte wurden durch Beiträge der Unslebener Juden finanziert, nur ein kleiner Teil wurde vom Staat bezahlt, nämlich der Bau der Schule. Die erfolgreiche Entwicklung nach der Befreiung von den Fesseln oder zumindest deren Lockerung machte dies möglich.
Die jüdische Gemeinde wuchs weiter, bis sie um 1860 mit 60 Familien ihren Höhepunkt erreichte. Von diesem Zeitpunkt an führte die Abwanderung vor allem in größere Städte in Deutschland, aber auch die Auswanderung in die USA zu einem Bevölkerungsrückgang. Die früheren Beschränkungen, mit denen Juden konfrontiert waren, wurden weniger hinderlich für die Gründung von Unternehmen oder die Teilnahme am Bildungswesen. Im Jahr 1871 wurde schließlich die Emanzipation der Juden gewährt - mit zwei Ausnahmen: Juden durften weder Rechtsanwälte noch Offiziere in der Armee werden.
1906 zählte die israelitische Gemeinde 45 Familien und 1935, kurz vor dem Beginn des endgültigen Exodus, lebten noch 35 Familien in Unsleben, genau wie 1932.
1860 zählte die israelitische Schule 40 Schülerinnen und Schüler, aber um 1920 besuchten nur noch 10 Schulkinder die Schule in Unsleben, möglicherweise besuchte die gleiche Anzahl einen höheren Schultyp. Außerdem hatte sich die Zahl der Kinder pro Familie verringert. Mitte der dreißiger Jahre wurden 15 Schulkinder in Unsleben unterrichtet, da die jüdischen Kinder aus den öffentlichen Schulen der umliegenden Ortschaften ausgeschlossen und nach Unsleben geschickt wurden.
In den hundert Jahren von 1830 bis 1930 waren die Juden vollständig in das gesellschaftliche Leben von Unsleben integriert, aber nicht assimiliert, da sie ihre Konfession, ihre Gewohnheiten und Feiertage beibehielten. Juden wurden als Nachbarn, als Bürger, als Geschäftspartner, als Arbeitgeber akzeptiert. Diese Akzeptanz funktionierte in beide Richtungen. Moses und Mathilde Gärtner, das mit Abstand reichste Ehepaar um 1900, gründeten 1912 eine Stiftung, deren Zinsen zu gleichen Teilen an arme jüdische und christliche Familien in Unsleben zu verteilt waren.
In einer zu 96 % katholischen Gemeinde einer anderen Konfession anzugehören, ja sogar Protestant zu sein, war in den dreißiger Jahren ein kleines Stigma. Es waren also nicht alle Unterschiede zwischen Juden und Nicht-Juden beseitigt worden. Obwohl viele jiddische Ausdrücke in den alltäglichen Sprachgebrauch eingegangen waren, hatten die Juden ihre eigene Sprache, die sie vor allem in Gegenwart von Nicht-Juden benutzten, oft in Geschäftsgesprächen, um ihrem Gegenüber Informationen vorzuenthalten. Aber Juden wurden nicht nur als Mitglieder in den verschiedenen Vereinen des Dorfes (Feuerwehr, Veteranen, Sport) akzeptiert, sondern auch als Mitglieder der örtlichen Verwaltung. Sie hatten mindestens ein Mitglied im Gemeinderat.
Die Hauptstraße, die von Bad Neustadt nach Mellrichstadt führt, teilt Unsleben in einen westlichen und einen östlichen Teil. Bis auf wenige Häuser entlang der Hauptstraße lebten Juden nur im Ostteil, wo sich auch die Synagoge und die Schule befanden, ebenso wie das Schloss als Sitz der ehemaligen Schutzbehörde.
Im Jahr 1932 lebten 35 jüdische Familien in 28 Häusern: Aufstellung
Als die NSDAP Anfang 1933 an die Macht kam, wurde das friedliche und freundliche Zusammenleben durch Erlasse und Verordnungen zur Diskriminierung der Juden jäh gestört. Jeglicher Kontakt, privat oder geschäftlich, zwischen Juden und Ariern (Nichtjuden) wurde unterbunden. In Unsleben wurde dies nicht sofort befolgt. Aber von Jahr zu Jahr wurde man diskreter, weil es auch unter den Einwohnern fanatische Anhänger der Nazipartei gab und es normal wurde, Nachbarn zu denunzieren, wenn sie sich nicht vorschriftsmäßig verhielten. Die Folge konnte sein, in Dachau zu landen - dem ersten Konzentrationslager überhaupt.
Diese Veränderungen in den Beziehungen zu ihren Geschäftspartnern, Nachbarn und Freunden waren für Juden schwer zu verstehen und machten ihnen zu schaffen. Aber das System war so effizient bei der Kontrolle der Bevölkerung und so radikal in der Bestrafung von abweichendem Verhalten, dass sich die meisten Menschen mit der Situation arrangierten. Allein das Hören eines feindlichen Radiosenders war Grund genug für die Todesstrafe. Für eine Rebellion gegen das System war es offensichtlich zu spät.
Das Ziel der nationalsozialistischen Regierung war es, alle Juden in Deutschland durch eine ganze Reihe von Restriktionen loszuwerden, die gegen sie erlassen wurden. Zwischen 1933 und 1938 ging die Auswanderung jedoch nur langsam voran. Meistens waren es einzelne Personen, die auswanderten. Dann kam der November 1938. Die Ermordung eines Mitglieds der deutschen Botschaft in Paris durch einen polnischen Juden war das Signal für eine landesweite Aktion gegen Juden, die offenbar schon vorher vorbereitet worden war. Synagogen wurden angezündet, männliche Juden, vorzugsweise reichere, wurden verhaftet oder sogar in ein KZ gebracht. Ziel war es, die Juden zu vertreiben und sich ihres Besitzes zu bemächtigen, da die Regierung einen Krieg plante und vorbereitete, den es zu finanzieren galt.
In Unsleben war die Synagoge bereits im September von den Juden geleert worden und die Torarollen waren in einer benachbarten Scheune versteckt worden. Die Synagoge wurde nicht angezündet, weil dies für die umliegenden Häuser zu gefährlich gewesen wäre, aber das Innere wurde verwüstet und die Bänke hinausgeworfen. Der katholische Priester versuchte, wenigstens einen Teil davon zu retten, und fand einen Schreiner, der aus den Bankbrettern kleine Hocker für den Kindergarten anfertigte. Eines dieser Exemplare wurde später an das Museum of Jewish Heritage in Cleveland/Ohio geschickt.
Beim Novemberpogrom wurden die männlichen Personen in ihren Wohnungen von Angehörigen der NS-Organisationen SA und SS gefangen genommen. Einige von ihnen hatten sich versteckt und wurden aufgespürt, andere wurden nicht gefunden. Zwölf Männer wurden zum zentralen Platz im östlichen Teil von Unsleben gejagt, auf einen Lastwagen verladen und ins Gefängnis nach Bad Neustadt gebracht. Einige Tage später wurden sie freigelassen, aber nach diesem Schock beeilten sich alle, sich und ihre Familien auf die Auswanderung vorzubereiten.
Diejenigen, die nicht nur über die notwendigen Mittel, sondern auch über einen Ansprechpartner verfügten, an den sie sich klammern konnten, hatten Glück, denn die Auswanderung konnte schnell organisiert werden. Für andere war es schwierig, ein Land zu finden, das sie aufnahm. Einige flohen nach Kuba und mussten dort auf die Einwanderung in die USA warten.
Die folgenden Zahlen zeigen die Auflösung der Gemeinde Unsleben:
Für etwa 10 % der ursprünglichen jüdischen Bevölkerung gab es keine Möglichkeit zur Auswanderung, sei es, dass sie nicht genug Geld hatten, um eine Reise zu bezahlen, oder dass einfach kein Land sie aufnehmen wollte.
Auf dem Weg zur Auswanderung, mit Visum und allen notwendigen Papieren, wurden Jakob Rosenbaum (58) und seine Frau am 11. November 1941 aus einem Zug gezerrt und nach Riga geschickt.
Die Familie Kälbermann wurde in das so genannte Donnerstaghaus in der Mitte des Ostteils umquartiert, wo einige ältere Frauen lebten. Doch am 22. April 1942 brachte der Ortspolizist die 10 noch in Unsleben lebenden Juden mit dem Zug nach Würzburg. Einige Tage später wurden sie nach Izbica in Polen transportiert, wo sich ihre Spuren verlieren:
Ältere Menschen waren schon vorher in ein Heim in Würzburg geschickt worden, wo sie bis zum 23. September 1942 lebten, als sie nach Theresienstadt geschickt wurden:
Sie alle starben in Theresienstadt oder wurden in ein anderes Vernichtungslager geschickt. Nur Fanny Bach überlebte und konnte im letzten Kriegsmonat des Jahres 1945 in die Schweiz ausreisen.
Die früheren Emigranten konnten ihre Häuser direkt verkaufen und das Geld verwenden. Spätere Emigranten verließen einfach ihre Häuser, die von einer nationalen Organisation übernommen und billig verkauft wurden - meist an Einheimische, die sonst nicht in der Lage gewesen wären, in einem eigenen Haus zu leben. Nach dem Krieg forderte eine jüdische Organisation die Differenz zwischen dem wertgeminderten Preis der Immobilie und dem, was ein normaler Preis gewesen wäre. Die neuen Eigentümer beklagten sich daraufhin, dass sie zweimal für ihr Eigentum bezahlen mussten - ein neues Motiv für Judenfeindlichkeit in den betreffenden Familien.
Zwar sahen die Menschen in Unsleben, dass das Leben dort für Juden unerträglich wurde und einige auswanderten, und sie sahen die Deportation der letzten, aber die meisten von ihnen ahnten nicht, was sie erwartete. Als die Wahrheit nach dem Krieg ans Licht kam, waren die Menschen daher sprachlos und beschämt.
Was als fortwährende Erinnerung bleibt, ist das örtliche Versammlungshaus, das einst die Synagoge der jüdischen Gemeinde war, und der bestehende jüdische Friedhof, der als Anschauungsobjekt sowohl für Erwachsene als auch für Kinder bereits im Kindergarten dient. Um uns daran zu erinnern, was in unserem Dorf einmal möglich war und was nie wieder geschehen darf, hat die Gemeinde ein Denkmal zu Ehren der Opfer des Holocausts errichtet.
Nach dem Krieg besuchten einige wenige Juden Unsleben, gingen durch die Straßen, sahen sich ihre ehemaligen Häuser an und besuchten den Friedhof, wo ihre Eltern, Großeltern, vielleicht sogar ihr Partner begraben waren. Die meisten von ihnen hatten keinen Kontakt zu den Einheimischen.
Im Jahr 1999 jedoch kam eine Gruppe von etwa 40 Personen, darunter vier gebürtige Unslebener, zu Besuch und wurde von der Bevölkerung und den Gemeindevertretern herzlich empfangen. Heute ist die Gemeinde gerne bereit, Angehörige ehemaliger jüdischer Familien aus Unsleben zu empfangen und ihnen die Orte zu zeigen, an denen ihre Vorfahren lebten und wo viele von ihnen ihre ewige Ruhe gefunden haben.
In the early days of the castle lords von Speßhardt there were only two or three Jewish families in Unsleben. In the course of the 17th century and until the von Habermann family took over the castle in 1749, the number of Jewish families had grown to 26. As in other villages, the nobles were able to increase their income by safeguarding Jews - through protection fees, rental income and many kinds of taxes. Under the von Habermanns, the number of Jewish families increased to nearly 40 from 1749 to 1817. The income from Jews accounted for about 25% of the total castle budget.
With the takeover of the former prince-bishopric by the Bavarians, the Jews also came to benefit from the Bavarian Jewish Edict of 1813, which granted limited civil rights to those who until then had been almost without any rights, and made the protective rule superfluous. From then on, the Jews became visibly more prosperous, which initially brought even more friction with the Christian inhabitants.
Christians and Jews had about the same number of children, seven to eight and more. However, infant mortality among the Jews was much lower than among the Christians, a consequence of the difference in wealth. The proportion of Jewish families therefore grew even further to 60 around the year 1860, when Jews made up more than 25% of Unsleben's population.
The synagogue was housed in a primitive building in the courtyard of the property Streugasse 17. The Jews therefore bought one of the tithe barns in the Kemmete as early as 1837 and built their synagogue there from scratch in 1856/57 after demolishing the tithe barn.
Until then, the Jews, like almost all Jews of today's Rhön-Grabfeld district, had to bury their dead on the Jewish hill in Kleinbardorf. Each time this meant an arduous undertaking in view of the traffic conditions of that time, especially since at least ten men had to be present at each burial. Therefore, in many places, including Unsleben, the Jews established their own cemeteries around this time. In contrast to the Christian cemeteries, they were as far away from the village as possible for various reasons (cheap land acquisition, out of sight of the Christians, peace of the dead).
225 Jews were buried ion the Unsleben cemetery from 1857 to 1940; almost all the graves are preserved to this day. Unfortunately, a certain number of the graves are anonymous, because vandalism during the Nazi period destroyed some of the grave markers, and by far not all of them were replaced in the post-war period.
In the second half of the 19th century, the Jews also began to migrate from the villages to the cities, but also to America, because there were better development opportunities for the predominantly business-oriented Jews.
With the founding of the first German Reich in 1871, theJews finally received full rights as citizens. Only judgeship and career as an officer remained blocked to them. They also began to integrate more and more into the village community while retaining their religion. They became members of the local associations, also in the board of directors as secretary or treasurer. In a village like Unsleben, they avoided intermarriage with Christians and were very orthodox in their beliefs. This also prevented complete assimilation in the village community.
In 1932, there were still 31 Jewish houses and 47 households in Unsleben. By 1939, most of them were able to emigrate. However, single older Jews were placed in old people's homes in Würzburg at the beginning of the 1940s; they were deported to Theresienstadt in September 1942 and killed there. The families and sprightly elderly who remained in Unsleben were deported to Izbica via Würzburg in April 1942 and perished there. The municipality has erected a memorial to the victims of the Holocaust in Schlossgasse near their synagogue - against the oblivion.
(Text: Prof. Josef Hesselbach)
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Jews are known to be residents in what is now Germany as early as around 300 AD. They were immigrants like many German tribes moving around at that time. Later, when states began to form, they were considered as foreigners without any civil rights. They were not allowed to possess land or to engage in crafts, which were controlled by the guilds. In other words, any competition in the traditional professions should be avoided.
In our area, today called Lower Franconia, the Catholic bishop was also the political ruler, the prince-bishop. Beginning in the 13th century, pogroms occurred in larger cities, like in Würzburg, which is the capital of Lower Franconia. And in 1560 the prince-bishop decided that all Jews had to leave the area, except for a certain class of wealthier Jews whom he needed as moneylenders and businessmen, mainly in the trading of goods. At that time Christian people were forbidden to take interest on money lending, and who would do it without interest? These upper class Jews obtained protection from either the bishop or a monastery or another semi-independent institution.
Leaving the area, however, did not mean that the Jews had to cross the external border of Lower Franconia because it was a patchwork with many small estates of noblemen who were not dependent on the bishop, but were direct subjects to the Emperor. Such a country aristocrat had his estate in Unsleben and therefore he had the privilege, granted by the Emperor, to take Jews under his protection. That, of course, was not without compensation, so in the 18th century all the different kinds of duties of about 30 Jewish families in Unsleben amounted to about 25% of the nobleman´s budget.
In Unsleben, Jewish inhabitants were first mentioned in 1545, in the context of a special contribution to finance the war against Turkish aggression. Every single family was listed with their assets and their contribution. Only the Jews were mentioned collectively and their assets and contribution was equal to the poorest family in Unsleben. Therefore we can assume that at that time the Jewish population consisted of not more than one or two poor families. At a similar occasion, 150 years later, still only two families were listed. But from then on a rapid increase occurred. When the castle was sold by the Spessarth family to another nobleman´s family, the “von Habermann“, already 26 Jewish families were listed under the protection of the owner of the castle. The number of families continued to grow. In 1810 there were 38 families under the protection of the Habermann family. At the same time about 140 Christian families lived in Unsleben.
Until around 1830, Unsleben was an enclosed town. It had a crossroad with towers and doors at each entrance. Barns built against one another from tower to tower substituted a wall around the town. As a consequence, the number of houses inside the town was limited. Only here and there a few small houses were built in the garden between two houses.
Originally, all the Jews lived in the farmyard of the castle, in a few houses surrounding the castle originally owned by Christian vassals of the nobleman. Step by step they were squeezed out and Jews rented or later also bought the houses. We know that up to five families lived in one house which nowadays is a one-family house, and also the number of children was higher than nowadays. As a result, in those early days the competition for houses was a matter of irritation and annoyance between Christians and Jews. That's why the Jews not only had to pay their contributions to the nobleman but the Catholic priest of the town also claimed a New Year´s gift from them. He argued that since the Jews occupied former Christian houses, Christian young men wanting to found a family had to leave the town because they couldn't find a home here, which was a prerequisite for marriage and citizenship. A decreasing number of Christian families, however, meant a loss for the priest, a loss of fees for services at baptisms, weddings, funerals etc.
The French Revolution in the late 18th century with its motto “liberty, equality, fraternity“ was the starting point of big changes in the German states, too. Most important for the Duchy of Franconia was that the prince-bishop was deprived of his secular power in 1803 and that Lower Franconia became part of Bavaria in 1816. In Bavaria, the so-called “Judenedikt“ of 1813 brought certain rights for Jews. The independent status of noblemen was no longer acknowledged. The Jews also had to adopt permanent surnames. Previously the name of the father was added to the first name of the child (the firstborn male child got the grandfather´s first name).
In Unsleben, the following family names were taken by the Jews in 1817:
Apfel, Bach, Baum, Bein, Brandus, Dinkel, Donnerstag,Engel, Friedberg, Gärtner, Gottgetreu, Hopfermann, Kalb, Kuhl, Lamm, Langer, Liebenthal, Lilienfeld, Lustig,Mittel, Mutter, Rosenberg, Thormann, Tuch, Wollmann
The bold names were still known in Unsleben in 1932. In addition, the following Jewish families existed in Unsleben in 1932:
Blumenthal, Brandis, Goldschmidt, Kälbermann, Krämer, Moritz, Naumann, Rose, Rosenbaum, Stern, Strauß, Wantuch
The Judenedikt granted the Jews more rights than before, but they were second class citizens, and now they also had to pay taxes to the state. Prior to 1816 the Jews in general were very poor. But evidently they did not trust their new status because they kept up their affiliation and contributions to the castle. Only very few ceased to pay their established fees.
Around 1830 things had finally settled and the Jews no longer were double-taxed. From then on, the Jews had to declare their assets as a base for taxation to the community and the state. At first, the mayor of Unsleben complained that the Jews were very slow in presenting their tax base, and when they did, that they appeared to be very poor, but when they applied for citizenship and had to meet the minimum requirements, they weren't needy anymore. But in 1832 he could report that he had all records completed.
As for the professions that were pursued by Jews, the occupational structure in 1833 was as follows: 1 wholesale dealer, 14 craftsmen, 3 farmers and 24 peddlers.
One of the restrictions still valid was that the number of Jewish families was not to be increased, but there were exemptions. From population figures we can conclude that a lot of marriageable men and females must have been “parked“ within the families. This also led to the beginning of emigration. One of the first ones to leave the country was Simson Thormann, who settled in Cleveland/Ohio, at that time half the size of Unsleben, and started to work as a trapper and fur trader. With a heavy heart he had left behind his girlfriend in Unsleben. But through his contacts with his home town he initiated the forming of a group of 20 people that left in 1839 under the leadership of Moses Alsbacher - among them his girlfriend. Most of them settled in Cleveland and founded a Jewish community there.
When the group left Unsleben for good, the teacher Lazarus Kohn gave them a document with the names of all the Jewish families and their members as a farewell message to take it with them. In this letter he impressively advised them to preserve their confession in the New World. Today there is the Maltz Museum of Jewish Heritage in Cleveland where this beginning of the Jewish settlement is documented.
In 1837 the Jewish community in Unsleben felt strong enough to improve their situation by building a new synagogue and school. The old synagogue was a former farm building and was very shaky, and there was no extra school building. School teachers used to go to the children's homes to instruct them. So now they bought one of the grain barns from the state, where farmers formerly had to deliver their tax in natural produce, which was not the case anymore because tax in kind was replaced by tax money. They had in mind to use one story for the synagogue and the upper story for the school. But when - after 20 years of accumulating the funds to realize their project - they consulted the architects in 1850, they did not approve of their plan.
So in 1853 a school was installed at a different place, and in 1855 the original building was sold to be torn down and a new school was erected at the edge of the village. The synagogue was planned and built at the site of the former state barn adjacent to the second grain barn which afterwards became the granary of the Jewish firm “Gebrüder Gärtner”, at a later date owned by the Naumann brothers until they had to sell it in the 1930s. The costs of the new synagogue amounted to 2500 guilders. The weekly wage of a worker at that time was 1 guilder.
In 1856 the Jewish community was able to buy a cemetery ground one mile east of Unsleben on the slope of a hill, a beautiful quiet place. The first funeral there took place in 1856 and 229 funerals followed until 1942. Today 216 gravestones still exist, 66 of them, however, are anonymous because the name plates have been destroyed during Nazi time.
All these projects were financed by contributions of the Unsleben Jews, only a small portion was paid for by the state, namely for building the school. The prosperous development after shackles had been removed or at least loosened made this possible.
The Jewish community continued to grow until the peak around 1860 with 60 families. From that point on migration mainly to larger towns in Germany but also emigration to the USA resulted in a population decrease. The former restrictions that Jews had to face became less hindering in establishing businesses or in participating in education. Finally in 1871 emancipation of Jews was granted - with two exceptions: Jews could not become lawyers or officers in the army.
In 1906 the Israelite community amounted to 45 families and in 1935, just before the final exodus began, still 35 families lived in Unsleben, just as in 1932.
In 1860 the Israelite school had 40 school boys and girls, but around 1920 only 10 schoolchildren attended school in Unsleben, possibly the same number attended a higher school type, besides the number of children per family had decreased. In the mid thirties 15 schoolchildren were instructed in Unsleben, due to the exclusion of Jewish children from public schools in nearby towns that were sent to Unsleben then.
During the hundred years from 1830 to 1930 Jews were completely integrated into the social life of Unsleben, but not assimilated since they kept their confession, their habits and holidays. Jews were accepted as neighbors, as citizens, as business partners, as employers. This acceptance worked both ways. Moses and Mathilde Gärtner, by far the wealthiest couple around 1900, established a foundation in 1912, the interest of which had to be distributed equally among poor Jewish and Christian families of Unsleben.
To be of a different confession in a 96% Catholic community, even to be a Protestant, was a slight stigma in the thirties. So not all the differences between Jews and non-Jews had been wiped out. Although many Yiddish expressions had been incorporated into everyone's everyday language, Jews had their own language, which they used especially in the presence of non-Jews, often in business conversation to withhold information from their counterpart. But Jews were accepted not only as members in the various clubs of the village (fire men, veterans, athletics), but also as members of the governing board. They had at least one member in the village council.
The main road running from Bad Neustadt to Mellrichstadt divides Unsleben into a western and eastern part. Except for a few houses along the main road, Jews only lived in the eastern part, where also the synagogue and the school was situated, just like the castle as the seat of the former protection authority.
In 1932, 35 Jewish families lived in 28 houses: list
When the Nazi party came into power early in 1933, the peaceful and friendly coexistence was abruptly disturbed by enactments and commandments to discriminate Jews. Any contact, private or commercial, between Jews and Aryans (non-Jews) was inhibited. In Unsleben this was not observed immediately. But year after year people became more discrete because there were also fanatic followers of the Nazi party among the inhabitants and it became normal to denounce neighbors if they did not behave according to the regulations. The consequence could be to end up in Dachau - the very first concentration camp.
These changes in the relationships with their business partners, neighbors and friends, were hard to understand by Jews and were violent to them. But the system was so efficient in controlling the population and so radical in its penalties for nonconformity that most people accommodated to the situation. The mere listening to an enemy radio station was reason enough for death penalty. Obviously it was too late for a rebellion against the system.
The goal of the Nazi government was to get rid of all Jews in Germany by a whole range of restrictions set up against them. Between 1933 and 1938, however, emigration went slowly. Mostly it was single people who left. Then came November of 1938. The killing of a member of the German embassy in Paris by a Polish Jew was the signal for a nationwide action against Jews that evidently had been prepared earlier. Synagogues were set on fire, male Jews, preferably richer ones, were arrested or even sent to a KZ. The goal was to force out Jews and get ahold of their property since the government was planning and preparing for war and there was a need to finance it.
In Unsleben the synagogue had already been emptied by the Jews in September and the Torah scrolls had been hidden in a neighboring barn. The synagogue was not set on fire because this would have been too dangerous for houses around it, but the interior was ravaged and the benches thrown out. The Catholic priest tried to conserve at least part of them and found a carpenter who made small stools out of the bench boards to be used in the Kindergarten. One of these samples later on was sent to the Museum of Jewish Heritage in Cleveland/Ohio.
In the November pogrom the male persons were captured in their homes by members of the Nazi organizations SA and SS. Some of them had hidden and were hunted up, some were not found. Twelve men were chased to the central place in the eastern part of Unsleben and loaded on a truck and taken to jail in Bad Neustadt. A few days later they were released, but after that shock all of them hastened to prepare themselves and their families for emigration. Those who had not only the necessary means but also an anchor that they could hold fast onto were lucky because emigration could be arranged quickly. For others it was hard to find a country to accept them. Some fled to Cuba and had to wait there for immigration into the US.
The following numbers show the dissolution of the Unsleben community:
For about 10% of the original Jewish population no possibility to emigrate existed, be it that they did not have enough money to pay for a fare or simply no country would accept them.
On his way to emigration, having visa and all necessary papers, Jakob Rosenbaum (58) and his wife were dragged out of a train on Nov. 11, 1941 and sent to Riga.
The Kälbermann family was rehoused in the so-called Donnerstaghaus in the middle of the eastern part, where a few elderly women lived. But on April 22, 1942 the local policeman conducted the 10 Jews still living in Unsleben to Würzburg by train. A few days later they were transported to Izbica in Poland where their tracks are lost:
Elderly people had been sent to a home in Würzburg before already, where they lived until Sept. 23, 1942, when they were sent to Theresienstadt:
All of them died in Theresienstadt or were sent to another extermination camp. Only Fanny Bach survived and could leave for Switzerland in the last month of the war in 1945.
The earlier emigrants could sell their houses directly and use the money. Later emigrants simply left their homes, and these were taken over by a national organization and were sold cheaply - mostly to local people who otherwise would not have been able to live in a home of their own. After the war a Jewish organization claimed the difference between the devalued price of the property and what would have been a normal price. The new owners then complained that they had to pay for their property twice - a new motive of hostility to Jews for the respective families.
It is true that people in Unsleben saw that living there became unbearable for Jews and that some emigrated, and they saw the deportation of the last ones, but most of them were unsuspecting of what was awaiting them. Therefore, when the truth became visible after the war, people were speechless and ashamed.
What remains as a permanent remembrance is the local meeting hall, which once was the synagogue of the Jewish community, and the existing Jewish cemetery, which serves as a demonstration object for adults as well as for children already in kindergarten. To remind us of what once was possible in our village and what never may happen again, the community set up a monument honoring the victims of the Holocaust.
After the war, few Jews visited Unsleben, went through the streets, looked at their former homes and visited the cemetery, where their parents, grandparents, maybe even their partner was buried. Most of them did not contact the local people. In 1999, however, a group of about 40 people, four of them born in Unsleben, visited Unsleben and were warmly welcomed by the population and the community authorities. Today the community is happy to host relatives of former Unsleben Jewish families and to show them the places where their ancestors lived and where many of them found their eternal rest.
(Text: Prof. Josef Hesselbach)