Die Gemeindemarkung von Unsleben ist uraltes Siedlungsgebiet. Seit Menschen in unserer näheren und weiteren Umgebung sesshaft waren, wohnten solche auch immer in Unsleben. Schon einige Jahrtausende v. Chr. hatten sich Menschen in der Flurabteilung „Alm" *) niedergelassen. Seine Siedlung gehörte zu den frühesten festen Niederlassungen des nordfränkischen und angrenzenden thüringischen Raumes. Es handelte sich dabei um Steinzeitmenschen, benannt nach dem Material, aus dem sie außer aus Holz und Geweihstangen ihre Waffen und Geräte herstellten. Metall kannte man damals noch nicht. Beim Alm fanden die Steinzeitmenschen die besten Vorbedingungen für eine Siedlung, nämlich eine reichlich wasserspendende Quelle (Lohbrunnen), einen warmen Südhang (Alm) und fruchtbare Böden, die sich auch für Weiden eignen, wie die Lohwiesen und im angrenzenden Mittelstreuer Flur das Löhlein und Roßrieth. über den ganzen Hang des Alm befinden sich zahlreiche dunkler gefärbte Stellen, die sich von ihrer Umgebung stark abheben. Es sind die Standorte von ehemaligen Gebäuden, von Feuerstellen und Abfallgruben. Erst bei der Flurbereinigung 1949/50 wurde diese alte Siedlungsstelle bekannt. Ihre Untersuchung steht erst in den Anfängen. Staunenswert, was bisher schon alles gefunden wurde. Die betreffenden Äcker werden von Interessenten immer wieder nach dem Pflügen und nach Regen planmäßig aber nur „oberflächlich" abgesucht. Als auf dem Alm einmal eine Rübenmiete ausgehoben war, konnte man sehen, was unter der Oberfläche noch alles erwartet werden kann. Eine planmäßige Durchforschung unter fachmännischer Leitung wäre angezeigt. Ein Teil der bisherigen Funde hat im Rhönmuseum in Fladungen Platz gefunden. Wer sich dort die Klingen, Schaber und Spitzen aus Hornstein und Ouarzit ansieht, kann die saubere Arbeit bewundern, mit der diese Werkzeug- und Waffenteile hergestellt worden sind. Geradezu meisterlich erscheinen Beile und Hacken mit sorgfältig ausgeführten Bohrungen. Spinnwirteln berichten von der Arbeit der Frauen. Sogar Paletten (kleine Sandsteinplatten) wurden gefunden, auf denen Roteisenstein zerrieben wurde. Mit dem roten Staub wurden vermutlich nicht nur Frauen, sondern auch Tote geschminkt, um ihnen wieder die Farbe des Lebens zu geben. So sind die Schminkpaletten eine der wenigen Hinweise auf Religion und Brauchtum der damaligen Menschen. Namen für die Menschenrassen der damaligen Zeit sind unbekannt. Die Menschen werden deshalb von der Wissenschaft nach den aus den Funden ermittelten Kulturen benannt. Die Menschheitsentwicklung lässt sich von den Sachkennern aus dem Boden und den Funden ablesen. Besonderen Aufschluss geben Keramikfunde, die auf dem Alm bisher sehr zahlreich waren und reich verziert sind. Vereinzelte Stücke aus der ältesten Jungsteinzeit (etwa 3500 v. Chr.) werden nach ihren bandschlingenartigen Mustern als Bandkeramik und die Fertiger als Bandkeramiker bezeichnet. In einer erstaunlichen Vielzahl der gefundenen Keramikteile findet sich die durch ihre tiefen Stichmuster ausgezeichneten Überreste der späteren Rössener-Kultur, der Rössener-Leute. Die Menschen der damaligen Zeit waren in der Lage auch große Vorratstöpfe zu formen und zu brennen. Kennzeichnend für die Handfertigkeit der damaligen Menschen sind die in vielen Variationen an Gefäßen vorkommenden Knubben. Es handelt sich dabei auch um Stücke mit Ösen, die darauf hinweisen, dass solche Töpfe mit Schnüren aufgehängt wurden, vielleicht sogar auch als primitive Butterfässer dienten. Aus den nachfolgenden Kulturen sind bisher die Keramikfunde seltener. Einzelne Stücke weisen auf die Glockenbecherkultur hin. Aus der Hallstattzeit (etwa 700 bis 450 v. Chr.) lassen sich ebenfalls Funde anführen. In der folgenden Latene-Zeit — etwa die letzten 400 Jahre v. Chr. — kamen die Kelten zu uns, ein den Germanen verwandtes Volk. Die damals schon vorhandenen Menschen dürften von ihnen aufgesogen worden sein. Die Kelten siedelten in kleinen Adelsherrschaften nun auch schon in den Niederungen. Sie bauten aber auf Hügeln Fliehburgen, in die sie sich in Notzeiten zurückzogen. Eine solche Festung aus Zyklopen-Mauerwerk (Stein und Holz) befindet sich in dem auf der Westseite vom Dorf Unsleben gelegenen Rehberg, irrtümlich Schwedenschanze genannt, ferner auch auf dem im Norden von Unsleben in der Gemeinde Mittelstreu gelegenen Eiersberg. Dass die Kelten die von der Almsiedlung gerodeten Äcker und Weiden in Besitz nahmen, kann nicht zweifelhaft sein, zumal dort Funde aus der Latene-Zeit nachgewiesen sind. Es war immer schon bequemer, sich in ein gemachtes Nest zu setzen als eines aus dem verbliebenen Urwald zu bauen. Auch führte eine alte Süd-Nordstraße dort vorbei. worauf die heutige Flurabteilung „Heeresstraße" noch hinweist. Schließlich gehört die Bezeichnung Lohe (Loh) für Wald dem keltischen Sprachschatz an. Die Bezeichnung Lohholz, Löhlein geht also auf keltische Anwohner zurück. Nicht ohne weiteres lässt sich indessen sagen, ob die Besiedlung der an den Alm angrenzenden Flurabteilung Kornbrunnen, nur durch den Lohgraben getrennt, in der früher ein Dorf „Kornbrunnen" stand, auf keltischen oder germanischen Ursprung zurückgeht. Orte mit der Endung „bronn" = brunnen sind nach den Erkenntnissen der Frühgeschichtsforschung altgermanische Siedlungen. Das sagt aber nur, dass Germanen dieses Dorf einmal inne hatten und ihm den Namen gaben. Sie können es von den Kelten übernommen und nur neu bezeichnet haben Man kann wohl annehmen, dass schon die Kelten allmählich die Siedlung vom Alm herab auf den Kornbrunnen verlegten, weg vom Hang auf die Ebene, wo Raum für eine moderne Landwirtschaft gegeben war.
Das Dorf Kornbrunnen, und zwar schon als wüstes (verfallenes) Dorf wird in einem Lehensverzeichnis der Grafen von Henneberg vom Jahre 1317 aufgeführt mit dem Hinweis, dass Konrad von Usleibe dort in 2 Vorwerken 4 Hüben als Hennebergische Lehen besitze. Ob die Germanen, die diesen Ort gründeten oder umbenannten, Chatten, Hermunduren, Cherusker, Markomannen, Alemannen oder Burgunder waren, die alle nach der Meinung von Geschichtswissenschaftlern bei uns kürzere oder längere Zeit zubrachten, muss offen bleiben. Nur kann und muss man sagen, dass der Ort Kornbrunnen, vor dem Einzug der Thüringer im 3. oder 4. Jahrhundert in unsere Gegend, schon bestanden haben muss und später von den Thüringern und dann von den Franken übernommen wurde, wobei die alten germanischen Bewohner wohl bleiben konnten. Germanen sind von Norden her kurz vor Chr. Geburt zu uns vorgestoßen und haben die Kelten nach Süden abgedrängt. Die Franken sind aber erst nach 531 in unsere Gegend gekommen. Sie hatten zusammen mit Sachsen die Thüringer, die damals bis an den Main vorgedrungen waren, besiegt, den Thüringer-König gefangen weggeführt und Thüringen, soweit es nicht um den Harz herum den Sachsen als Kriegsbeute überlassen wurde, in das Frankenreich eingegliedert. Den mitübernommenen Thüringern blieb ihr Stand gewahrt als Adelige, Freie, Hörige und Leibeigene. Unsere Gegend (Rhön und Großgrabfeld im weitesten Sinne) war damals noch sehr dünn besiedelt. Es war Platz für Neugründungen zum Landausbau. Als fränkisch gelten die Orte mit der Endung „bach dorf, feld, hausen, heim, stat (statt, Stadt)". Wenn wir Unslebener die Namen unserer Nachbardörfer daraufhin prüfen, so stellen wir fest, dass die meisten fränkische Siedlungen sind und sonach erst nach Einzug der Franken (531) gegründet worden sind. Anders verhält es sich mit Unsleben
Altthüringisch sind die Orte mit der Endung „lewa, leiba, leibe, desgleichen die nicht viel jüngeren Orte auf ingen und ungen, was zugehörig bedeutet. Im Thüringer-Stamm sind neben den Resten der Hermunduren, Angeln und die Warnen (Weriner) aufgegangen. Lebenorte gibt es überall dort, wo die Warnen (Weriner) auf ihrer Wanderung von Norden herab verweilten. Solche Orte ziehen sich im Bundesgebiet von Schleswig-Holstein, hier gehäuft, streifenmäßig bis zu uns herab, in Franken neben Unsleben, Aisleben, Güntersleben, Eßleben, Ettleben und Zeusleben. Südlich des Maines gibt es keine Lebenorte mehr. Lewa, leiba, leibe heißt dabei Hinterlassenschaft, Erbgut, Sondereigentum. Vorgesetzt ist der Name des Gründers. Man nimmt an, dass der Gründer des Ortes Unsleben Unsoldes geheißen hat. In alten Urkunden ist Unsleben gelegentlich auch als Unsoldesleibe bezeichnet. Urkundlich wird Unsleben im Vergleich zu manch anderen, bestimmt jüngeren Orten Mainfrankens erst spät genannt. Das hat aber mit dem wirklichen Alter nichts zu tun. Die Erstnennung eines Ortes ist meistens rein zufällig. So ist in einer Urkunde des Klosters Wechterswinkel von 1162 Usleibe nur deshalb genannt, weil damals ein Vertreter der Unslebener Adelsfamilie als Zeuge auftrat, nämlich Helwicus de (— von) Usleibe. Ein Hermann de Usleibe ist in einer Urkunde des gleichen Klosters von 1168 wiederum als Zeuge aufgeführt. Von jetzt ab erscheinen urkundlich fast 2 Jahrhunderte lang immer wieder Vertreter dieses Geschlechtes. Die Gründung des Ortes Unsleben lag sonach vor 531, wahrscheinlich schon im 4. Jahrhundert, spätestens im 5. Jahrhundert. Somit ist auch der Ort Unsleben einer der ältesten Mainfrankens, wenn auch jünger als Kornbrunnen. Die Bewohner des Dorfes Kornbrunnen dürften der unsicheren Zeiten wegen in das sichere Dorf Unsleben mit einem befestigten Haupthof (Burg, Wasserschloß) und später mit befestigtem Gaden allmählich abgewandert sein.
Autor: Heinrich Nöth
Unsleben wird erstmals in einer erhaltenen Urkunde, die Henricus von Usleibe 1162 unterzeichnete, erwähnt.
Der Ortsname Unsleben leitet sich von einer Person namens „Usso“ ab, dessen Erben (althochdt.: leiba=Erbe) hier wohnten.
Die alte Schreibweise war Usleybe, Usleibe, Osleibe, Usleuben und noch manche andere Abwandlung. Im Jahr 1593 taucht der Name Unßleben auf; 1802 hat sich die Schreibweise Unsleben endgültig eingebürgert.
Auch wenn Unsleben erst vor 850 Jahren urkundlich erwähnt wurde, so gibt es eine Reihe von älteren Zeugnissen einer Besiedlung auf Unslebener Gemarkung.
Das älteste Zeugnis geht wohl 6000 Jahre zurück. Damals sollen Händler bereits Handelsware aus dem Fichtelgebirge auf Unslebener Gemarkungsgebiet gebracht haben. Andere jüngere Siedlungsspuren wurden erst vor drei Jahren auf dem Erweiterungsgelände für die Biogas-Anlage aufgedeckt. Dort wurden vier Gehöfte ausgegraben, die aus der Hallstatt-und Latènezeit stammen. Das bedeutet, dass an der Gemarkungsgrenze gegen Heustreu bereits 1000 Jahre vor Christus eine kleine Gemeinde wohnte. Im Rehberg finden wir eine keltische Fliehburg, die vermuten lässt, dass die Kelten um 400 v. Chr. die Bewohner aus der Eisen-und Hallstattzeit verdrängt haben.
Unsleben war bis nach den Befreiungskriegen, etwa bis 1820 ein geschlossenes Dorf, zwar ohne eigentliche „Stadtmauer“, aber mit vier Toren nach den vier Windrichtungen. Schon 1404 wird in einer Urkunde das obere Tor erwähnt. Ein oberes Tor macht nur Sinn, wenn auch die anderen Tore und somit das ganze Dorfbild, wie es sich 1830 zeigt, schon bestanden haben. Das bedeutet, dass es rund 160 Wohnbauten gab, in denen durchschnittlich fünf Personen lebten und somit eine Einwohnerschaft von rund 800 Personen seit mindestens 1400 in Unsleben wohnte. Dies ergeben auch die Steuerliste um 1440 und Listen anlässlich von Erbhuldigungen im 16. und 17. Jahrhundert.
Eine Erweiterung der Nord-Südachse an beiden Enden erfolgte erst um 1830 durch den Bau der „Schenke“ jenseits des Au-Tores durch Johannes Dorst und am Südende jenseits des Els-Tores durch ein Haus mit Schmiede des Joseph Schmitt (heute Hauptstr.2). Jenseits der Elsbrücke entstand ein Wohnhaus um 1868 durch den Arzt Dr. Kilian Hahn. Die Erweiterung nach Westen erfolgte erst viel später mit dem Bau der Ziegelei um 1880 und des benachbarten Bauernhofes durch Jesssenberger. Vor dem ersten Weltkrieg gab es bereits einige weitere Häuser jenseits der „Schenke“ gegen Mittelstreu. Das Postamt wurde 1927/28 gebaut. Mir dem Turnhallenbau in den dreißiger Jahren wurden auch einige Wohnbauten in der Bahnhofstraße errichtet.
Der große Bauboom aber setzte erst zögernd in den 50er Jahren und dann später ab den 70er Jahren des 20.Jahrhunderts ein. Von heute 427 Baugrundstücken waren 1932 nur 182 bebaut, 37 wurden zwischen 1932 und 1972 errichtet, die meisten davon nach 1950. Seit 1972 wurden 208 neue Gebäude errichtet oder Bauplätze erschlossen.
Mit mehr als 350 Arbeitsplätzen in Industrie, Handwerk und Dienstleistung bietet der Ort heute gesunde Strukturen, ist aber auch eine attraktive Wohngemeinde. Lange schon haben die Unslebener erkannt, dass die Zukunft der Menschheit nur in Einklang mit Natur und Umwelt bestehen kann. Entsprechend wurden Energie-und Umweltprojekten hohe Priorität eingeräumt. Die Gemeinde kann diesbezüglich auf eine Vorreiterrolle blicken.
Text: Josef Hesselbach